Vielen Dank an Frau Jill Eileen Frenz für diesen schönen Artikel in der Tageszeitung „Die Glocke“:
Schillernde Schwimmer
In schillernden Farben und mit aufwändigen Punkten oder Streifen gemustert, schwimmen exotisch aussehende Diskusfische in ihren Aquarien. Im Warendorfer Zuchtbetrieb Stendker werden sie herangezogen und von dort aus zu Händlern auf der ganzen Welt verschickt – etwa bis nach Australien, Südafrika oder bis nach China.
Den Grundstein hat Gründer Heinz Stendker vor 54 Jahren mit einem Aquarium im Wohnzimmer gelegt: Seine Diskusfische bekamen Nachwuchs und er entdeckte das Züchten der Tiere als Hobby. Nach Ausweitung dieser Leidenschaft auf mehrere Aquarien in der Garage, folgte die Gründung des Zuchtbetriebs, in den später auch die Söhne Volker und Jörg sowie dessen Frau Angelika einstiegen. Heute wird der Familienbetrieb schon in dritter Generation geführt: Sebastian, der 23-jährige Sohn von Jörg und Angelika Stendker, ist als Betriebsleiter mit dabei.
Rund 40 Mitarbeiter arbeiten in insgesamt fünf Warendorfer Produktionshallen. „Die Einsatzgebiete der Mitarbeiter sind vielfältig“, sagt Angelika Stendker (Foto). „Viele sind im Büro beschäftigt und kümmern sich dort etwa um Zollabwicklungen oder Zertifikate“, führt sie aus. Zudem wird regelmäßig mit dem Veterinäramt kommuniziert.
Außerhalb des Büros kümmern sich weitere Mitarbeiter um die Pflege der Tiere, andere um den Versand. Dieser erfolge unter hohen Sicherheitsansprüchen, damit die Fische gesund am Zielort ankommen. An Privatpersonen wird auf direktem Wege nicht verkauft, der Betrieb beliefert den Handel in insgesamt etwa 45 Ländern. „Wir versenden unsere Fische mit Transportunternehmen für lebende Tiere, haben aber auch eigene Fahrer“, sagt Stendker. Für die Sicherheit der Fische würden sie in vierfach gesicherten Tüten verpackt. Vier Tüten mit Wasser und Sauerstoff werden ineinander gestellt. „ Diskusfische haben einen Stachel an der Flosse. Geht dadurch eine Tüte kaputt, ist das Tier durch drei weitere gesichert“, erläutert Stendker. Zudem werde der Transportbox ein sogenanntes Heatpack beigelegt, das die Wassertemperatur während des Transports warm halte.
Die Vorkehrungen zeigen Wirkung, denn dass dabei etwas schief gehe, sei selten. „Wir haben eine Ausfallquote von weniger als einem Prozent“, sagt Stendker.
Eigentlich sind Diskusfische im Amazonas zuhause. Sogenannte Diskus-Wildfänge, die dort in der Natur zu finden sind, seien jedoch schwer zu halten und überlebten in Gefangenschaft nur kurz, sagt Angelika Stendker. „Es ist enorm schwierig, ihnen im Aquarium die idealen Bedingungen zu schaffen, die sie aus dem Amazonas gewohnt sind“, sagt Stendker. Die Fische aus ihrer Diskuszucht in Warendorf könnten hingegen bis zu 15 Jahre alt werden. Durch die Zucht seien sie robust und und an den Härtegrad des deutschen Leitungswasser angepasst. Ebenfalls seien sie an den Kontakt mit Menschen gewohnt und deshalb in der Regel sogar handzahm.
Zu beachten sei jedoch, die Zuchtfische bei einer Wassertemperatur von 28 bis 30 Grad zu halten. Diese Wärme könne während des Versands manchmal nicht exakt gehalten werden, „aber wir schulen die Händler zuvor, wie sie die Fische nach und nach wieder an die Haltungstemperatur anpassen“, sagt Stendker.
In der Natur fräßen die Wildfänge Würmer und andere Wirbeltiere. Im Zuchtbetrieb bekommen sie ein spezielles Futter, das unter anderem aus Rinderherzen und über 100 weiteren wertvollen Zutaten besteht.
Wegen seiner Größe und seiner schillernden Farben gelte der Diskusfisch als „König der Aquaristik“, berichtet Angelika Stendker. Dieser Titel habe seinen Preis: Durchschnittlich 500 Euro koste ein erwachsener Diskusfisch, ein sogenannter Jumbo, im Handel, sagt sie. Viele würden von diesem Kaufpreis und des exotischen Erscheinungsbildes abgeschreckt. „Die meisten Menschen glauben deshalb, es sei kompliziert, Diskusfische zu halten, aber das ist es gar nicht“, stellt Stendker klar. Die Zuchttiere seien sehr robust. Wichtig sei die richtige Wassertemperatur von 28 bis 30 Grad sowie das richtige Futter. Hier empfiehlt Stendker Futter aus dem eigenen Zuchtbetrieb, das aus Rinderherzen, vielen wertvollen Zutaten sowie Vitaminen und Mineralien besteht. Und: „Diskusfische sollten entweder als Paar oder in einer Gruppe von mindestens zehn Artgenossen gehalten werden. „Ist die Gruppe zu klein, werden die Fische oft agressiv“, berichtet die Fachfrau.
Ihr Tipp: Diskusfische als Jungtiere von vier Monaten kaufen. Die rund acht Zentimeter großen Tiere seien dann schon für rund 40 Euro zu erwerben und man könne sie selbst groß ziehen und später in ein größeres Aquarium umsetzen, sagt sie.
Hintergrund:
Damit das Züchten der Fische funktioniert, braucht es ideale Bedingungen. „Ein Bock und ein Weibchen werden zusammen in ein Aquarium mit ideal temperiertem Wasser von etwa 28 Grad gesetzt“, beschreibt Jörg Stendker als Inhaber des Zuchtbetriebs (Foto), den Vorgang. Wichtig sei, dass ein sogenannter Laichkegel im Aquarium vorhanden sei. Dieser diene dem Weibchen zum Ablegen der Eier. „Von unten nach oben legt das Weibchen dann bis zu 500 Eier wie eine Perlenschnur dich aneinander“, sagt Stendker. Der Bock schwimme hinterher und gebe seinen Samen über die Eier. Danach dauere es etwa fünf Tage, bis aus den Eiern Fische herauskommen, die bereits frei schwimmen. „Die Fische sind anfangs etwa zwei Millimeter lang und einen halben Millimeter breit“, berichtet der Inhaber des Zuchtbetriebs. In den ersten Tagen ernähren die Fische sich vom Hautsekret der Eltern, ab dem fünften Tag werde zugefüttert. Damit viele Fische durchkommen, müssten die Bedingungen ideal sein, erläutert der Zuchtbetreiber. Herrsche Stress, würden Diskusfische die Nachkommen fressen.